Systemdebatte

Was bedeutet eine Bürgerversicherung für die Beiträge?

SPD und Grüne wollen eine Einheitsversicherung für alle Menschen in Deutschland. Doch das würde zu finanziellen Nachteilen führen - nicht nur für Privatversicherte.
Januar 2025

Welche Beiträge sind in der Bürgerversicherung geplant?

Fest steht, dass der Beitrag in einer Bürgerversicherung für alle –auch für Privatversicherte – einkommensabhängig sein soll. Die Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung soll nach den Plänen von SPD und Grünen auf das Niveau der Rentenversicherung angehoben werden. Statt auf ein Einkommen von bis zu 61.150 Euro wäre ein Beitrag auf bis zu 96.600 Euro zu zahlen (Stand 2025). Legt man den aktuellen gesetzlich festgelegten Durchschnittsbeitragssatz von 17,1 zugrunde, bedeutet das: Der Höchstbeitrag zur Krankenversicherung würde von 943 Euro auf 1.377 Euro steigen. Hinzu käme der Beitrag zur Pflegeversicherung, für die die gleiche Beitragsbemessungsgrenze gälte. Von der Anhebung der Bemessungsgrenze wären 6,3 Mio. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen, hat das Institut der Deutschen Wirtschaft berechnet. Hinzu kämen Selbstständige und höhere Beamtinnen und Beamte.

Werden bisher gesetzlich Versicherte auf jeden Fall entlastet?

Nein.

Durch die vorgesehene Einbeziehung von Kapital- und Mieteinkünften müssten auch gesetzlich Versicherte mehr zahlen. Beispielrechnungen zeigen, wie sich die Bürgerversicherung etwa auf den Beitrag von Rentnerinnen und Rentnern auswirken würde. Wer z. B. als Selbstständiger mit einer kleinen Rente von rund 1.010 Euro noch mit einer Eigentumswohnung für das Alter vorgesorgt hat, müsste bei Miteinnahmen von rund 400 Euro mit einer Beitragserhöhung von über 60 Prozent rechnen.

Balkendiagramm mit beispielhaften Krankenkassenbeiträgen auf Altersvorsorge

Hinzu kommt, dass Sie als Privatversicherte heute einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer Gesundheitsversorgung leisten. Wären alle Privatversicherten gesetzlich versichert, würden dem Gesundheitssystem insgesamt über 12 Mrd. Euro verloren gehen. Jede Arztpraxis hätte im Schnitt rund 63.000 Euro pro Jahr weniger zur Verfügung – das medizinische Versorgungsniveau würde massiv leiden. Deshalb erklären selbst Befürworterinnen und Befürworter einer Bürgerversicherung, dass diese Mittel der medizinischen Infrastruktur nicht entzogen werden dürfen. Eine Kompensation sei unabdingbar. Dadurch wiederum würde sich der Beitragssatz in der GKV um rund 0,65 Prozentpunkte erhöhen. Für Durchschnittsverdienende entspräche das einer Zusatzbelastung von rund 330 Euro im Jahr.

Wie sieht es mit der Belastung der Arbeitgeber aus?

Durch die in einer Bürgerversicherung vorgesehene Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze würden die Lohnzusatzkosten von Arbeitgebern stark steigen. Besonders betroffen wären hochqualifizierte Arbeitsplätze. Bei Angestellten mit einem Jahreseinkommen von 72.000 Euro lägen die Mehrkosten schon bei knapp 9 Prozent, bei Beschäftigten mit einem Einkommen von 84.000 Euro bei mehr als 27 Prozent. Die Kosten für gut qualifizierte Arbeitsplätze würden enorm in die Höhe steigen. Damit wäre auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands durch die Einführung einer Bürgerversicherung gefährdet.